Studie: Schülergenossenschaften machen schlau

Nirgendwo sonst kooperiert Wirtschaft so intensiv mit Schule wie hier

Wer in jungen Jahren mit Gleichaltrigen in einer Genossenschaft zusammenarbeitet, profitiert in hohem Maße in seiner Persönlichkeitsentwicklung. Auf diese Formel lässt sich eine Studie der Fachhochschule Frankfurt am Main bringen, die heute bei einem Treffen von Schülergenossenschaften und Landtagsabgeordneten in Düsseldorf vorgestellt wurde. Die Wissenschaftler haben Lehrer, Jugendliche sowie Partnerunternehmen befragt, die in den vergangenen drei Jahren Schülerfirmen als Genossenschaften gegründet haben, deren Geschäftsmodelle vom Schreibwarenladen bis zur Energieberatung reichen.
 
 
Unternehmen von Jugendlichen führen zu mehr Teamarbeit 
 
Wo die Rechtsform traditionell auf Selbsthilfe und Selbstverantwortung abhebe, wachse bei den jugendlichen Unternehmern besonders die Fähigkeit zur Teamarbeit, heißt es darin. Nicht nur die betreuenden Lehrer, auch die im Durchschnitt 16 Jahre alten Schüler selbst sehen Schülergenossenschaften in der Folge als wichtigen Teil der Berufsvorbereitung an. In ihrer Selbsteinschätzung stehen Fortschritte in den Bereichen „Sorgfalt“, „vorausschauendes Denken“ sowie „selbständiges Arbeiten“ an oberster Stelle. 
 
Mit Blick auf den erfolgreichen Betrieb von Schülergenossenschaften betonen die Wissenschaftler um Prof. Dr. Nicole Göler von Ravensburg die Bedeutung der Partnerschaften zwischen jungen Schülergenossenschaften und bereits erfolgreichen Genossenschaften der Erwachsenen, in der überwiegenden Mehrheit Volksbanken und Raiffeisenbanken. Diese stellen Mitarbeiter zur Unterstützung der jungen Genossen ab, die sich dieser Aufgabe im Durchschnitt mit 2,2 Arbeitsstunden pro Woche widmen, wobei sie die meiste Zeit auf Gespräche mit den Schülern verwenden. Bei keiner anderen Kooperationsform von Wirtschaft und Schule sei die Zusammenarbeit so intensiv wie bei Schülergenossenschaften, betonen die Autoren der Studie.
 
In Rheinland und Westfalen gibt es bereits rund 50 Schülergenossenschaften an Hauptschulen, Realschulen, Gesamtschulen, Berufsschulen und Gymnasien. Ihre Gründung geht auf eine Initiative des Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverbands (RWGV) zurück. Pädagogisch wird das Projekt von der Stiftung Partner für Schule NRW betreut. „In Genossenschaften lernen Jugendliche früh, dass Gemeinsinn und ökonomisches Handeln keine Gegensätze sind“, sagte RWGV-Vorstandsvorsitzender Ralf W. Barkey bei der Vorstellung der Studie im Düsseldorfer Landtag. „Am besten festigt sich dieses Wissen durch praktisches Tun. Was genossenschaftliches Engagement bedeutet, das erleben die Jungunternehmer nicht zuletzt durch die intensive Begleitung durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Mitglieder.“ 
 
Zeitaufwand der betreuenden Lehrer als Unterricht anrechnen 
 
Verbesserungsbedarf sehen die Autoren der Studie innerhalb der teilnehmenden Schulen. Der Zeitaufwand der betreuenden Lehrer solle stärker auf ihre Unterrichtsverpflichtungen angerechnet werden. Dies gelte besonders für Gymnasien, wo es derzeit überhaupt keine Anrechnungsstunden für die schülergenossenschaftliche Arbeit gebe. Ein zweiter Vorschlag betrifft die Schülergenossenschaften an Hauptschulen. Hier biete es sich an, schon mit Schülern der siebten Klasse zu arbeiten, da diese sich häufig schon gegen Ende der achten Klasse für einen Ausbildungsplatz bewerben.

Begleiteten die Schüler der Schülergenossenschaft „Oswalds Pit-Stop“ im Düsseldorfer Landtag: Thomas Borgert von der Partnergenossenschaft VR-Bank Westmünsterland (2. v. l.), Lehrer Koray Davarcioglu vom Oswald-von-Nell-Breuning-Berufskolleg (3. v. l.) sowie die Landtagsabgeordneten Henning Höne (4. v. l.) und Werner Jostmeier (rechts).