Vom 23 bis 25. Juni veranstaltete der Landtag Nordrhein-Westfalens den achten Jugendlandtag. Im Rahmen dieses Planspiels ließen sich die Abgeordneten für drei Tage von Jugendlichen aus ihrem Wahlkreis vertreten. So kam auch ich dazu, den Platz von Werner Jostmeier im Landtag einnehmen zu dürfen.
Offiziell war der Jugendlandtag zwar nur ein Planspiel. Doch auch diese Simulation des Politikbetriebs hat um uns den Stress im Politikalltag aufgezeigt: Kurz nach der Ankunft in Düsseldorf folgten schon die ersten Wahlen innerhalb der Fraktionen. Da die Teilnehmer sich den Fraktionen ihres Abgeordneten automatisch anschlossen, war ich in der CDU-Fraktion untergebracht. Schon vor Beginn des Projekts wurde unter den Teilnehmern abgestimmt, dass man sich besonders mit der Einführung eines Abiturs mit gesellschaftswissenschaftlichen Schwerpunkt und eines verpflichtenden Politikprojekts an den Schulen befassen wollte. Über diese Themen wurde dann ausführlich am zweiten Tag innerhalb und zwischen den Fraktionen debattiert. Es war durchaus anspruchsvoll, dabei einerseits die eigene Meinung, andererseits aber den Mehrheitsbeschluss der Fraktion zu vertreten; eine Zwickmühle, die die realen Abgeordneten nur zu gut kennen. Überschattet wurde dieser Tag von der Nachricht des Brexit, die unter den über zweihundert politikinteressierten Teilnehmern natürlich rege diskutiert wurde.
Am letzten Tag folgte mit der Plenardebatte der eigentliche Höhepunkt des Jugendlandtags: über vier Stunden verbrachten wir im offiziellen Plenarsaal des Parlaments um über die Ergebnisse der Diskussionen vom Vortag abzustimmen – natürlich mit genauso strengen Redezeiten wie im normalen Parlament. Dabei wurden auch noch die Idee des Wahlrechts ab 16 als „Aktuelle Stunde“ und die Frage nach einem bedingungslosen Grundeinkommen als „Eilantrag“ eingebracht. Zu letzterem Thema wurde ich am Vortag von der Fraktion ausgewählt, eine Rede im Plenarsaal zu halten. Trotz des Zeitdrucks war dies mein persönlicher Höhepunkt und eine Erfahrung, die ich nur ungerne vermisst hätte.
Nach drei sehr ereignisreichen Tagen konnten wir somit einen kleinen Einblick in das Leben der wahren Politiker gewinnen. Die Zeit und Mühe, die wir in dieses Planspiel investiert haben, wird vielleicht auch nicht ganz umsonst gewesen sein, denn unsere Entscheidungen im Plenum werden auch dem realen Landtag zur Sichtung vorgelegt werden. Neben diesen spannenden Erfahrungen konnte man auch viele Kontakte mit anderen, politikinteressierten jungen Menschen gewinnen. Wer bei dieser Simulation Blut geleckt hat, will natürlich auch die richtige Politik erleben. Ich bin sicher, dass sich einige der Teilnehmer später in der Welt der Berufspolitik wiederfinden werden. Hoffentlich erinnern sie sich dann noch an den Schlusssatz meiner Rede: Gute Politik braucht harte Fakten und ehrliche Zahlen; keine leeren Versprechungen.
Tobias Wand wohnt in Olfen und erhielt 2015 sein Abitur am St.-Antonius-Gymnasium Lüdinghausen. Seitdem studiert er Physik an der Westfälischen-Wilhelms-Universität Münster.