Lieber in Personal investieren

Probleme kennenlernen, Anregungen aufnehmen - darum ging es gestern Vormittag, als der CDU-Landtagsabgeordnete Werner Jostmeier dem Nottulner Familienzentrum St.-Gerburgis-Kindergarten einen Informationsbesuch abstattete. Und was der in Dülmen lebende Politiker erfuhr, bestätigte die Eindrücke von anderen Kindergartenbesuchen: Es gibt einen enormen Handlungsdruck.
Im Beisein von Pfarrdechant Norbert Caßens (Trägervertreter) und der CDU-Kommunalpolitiker Roswitha Roeing-Franke und Georg Schulze Bisping schilderte Kindergartenleiterin Christine Hullerum zusammen mit Kolleginnen und Elternvertretern die Situation. 
 
Im St.-Gerburgis-Kindergarten, in dem umfangreiche Umbau- und Neubaumaßnahmen für die Schaffung von U3-Plätzen laufen, werden derzeit 65 Kinder betreut. Wenig nachgefragt werden von den Eltern eine 25-Stunden-Betreuung (1 Platz) und 45-Stunden-Betreuung (13 Plätze). Der Großteil wünscht die 35-Stunden-Betreuung. 
 
Durch die Aufnahme von Kindern unter drei Jahren verändert sich der Arbeitsalltag der Erzieherinnen. „Die jüngeren Kinder brauchen eine viel stärkere emotionale Begleitung“, berichtete Hullerum aus der Praxis. Indes sei der derzeit geltende Personalschlüssel dafür nicht ausreichend. „Es fehlen Stunden, um die Kinder optimal individuell zu betreuen“, schilderte die Kindergartenleiterin. Problem sei auch, dass es derzeit kaum genügend ausgebildete Erzieherinnen gebe. 
 
Alle Anwesenden waren sich einig, dass die ersten vier Lebensjahre eines Menschen von entscheidender Bedeutung seien und daher die Erzieherinnen eine hohe Verantwortung hätten, gleichwohl sei die gesellschaftliche und finanzielle Anerkennung der Erzieherinnenarbeit eine andere. Christine Hullerum: „Einige Erzieherinnen müssen zusätzlich jobben, um ihre Existenz zu sichern.“ Statt Geld in die Beitragsfreiheit des letzten Kindergartenjahres zu stecken, sei es besser, in das Personal zu investieren, betonte Hullerum. 
 
Mit dieser Forderung hatte sie auch Jostmeier an ihrer Seite. „Wir kommen nicht umhin, bestimmte soziale Dienste besser zu bezahlen. Wir müssen dafür an anderer Stelle Mittel wegnehmen“, erklärte der Abgeordnete. Jostmeier will die Informationen in die Fraktionsarbeit einfließen lassen und kündigte an, in einem halben Jahr erneut den St.-Gerburgis-Kindergarten zu besuchen.
 
Quelle: Westfälische Nachrichten (Nottuln)