Gefahr wird in Deutschland unterschätzt

Nur gute Nachrichten hatte am Samstag Werner Jostmeier für seine Zuhörer im Festsaal des Stiftes Tilbeck parat.
Beim Neujahrsempfang des CDU-Kreisverbandes Coesfeld strich der Vorsitzende und Landtagsabgeordnete Erfolge seiner Partei heraus, die in anderthalb Jahren in der Landesregierung mehr bewegt hat als die SPD in den vergangenen zehn Jahren. Mit den erfreulichen Meldungen war es allerdings vorbei, als der Fernsehjournalist und Terrorismusexperte Elmar Theveßen vors Publikum trat. Sie werden gleich Unangenehmes hören und sehen, versprach er und hielt Wort.
 
Die neue Herausforderung war sein Vortrag überschrieben, islamistischer Terrorismus oder Kampf der Kulturen lautete der Untertitel. Der ZDF-Journalist mutete seinem Publikum viel zu. Er führte Propaganda-Videos der Al-Qaida mit Bildern von Anschlägen im Irak vor und zeigte Lehrfilme für Selbstmordattentäter. In ein Trainingscamp nach Pakistan muss niemand mehr reisen, erklärte er. Alles was ein potenzieller Terrorist wissen müsse, erfahre er am heimischen Computer.
 
Theveßen ging aber auch der Ideologie nach, die hinter diesen Taten steckt. Er sprach über den heiligen Krieg, der Anschläge auf Zivilisten dort rechtfertige, wo Muslime unterdrückt würden also vor allem in Israel, Irak oder Tschetschenien. In Deutschland werde die Gefahr unterschätzt, warnte er und erinnerte an die missglückten Anschläge mit Kofferbomben. Wir müssen die Länder der Gotteslästerer in Kriegszonen verwandeln, zitierte er aus einem Aufruf von Al-Qaida.
 
Ausführlich prangerte er aber auch Fehler des Westens an. Der habe ein Problem mit der Glaubwürdigkeit, wenn er von Demokratie spreche und autokratische Regime unterstütze. Wenn zudem in den USA ein General zu einem Krieg im Namen Jesu aufrufe, dann finde das rasch Eingang in die islamistische Propaganda. Die suggeriere, ein christlicher Vernichtungsfeldzug sei im Gange. Das ist brandgefährlich, warnte Theveßen. Er empfahl dem Westen dennoch mehr Gelassenheit und riet zu einer geistig-politischen Auseinandersetzung. Diese dürfe aber kein Kuscheldialog sein.
 
Vor dem Vortrag des Terrorismusexperten hatte Werner Jostmeier den gut 300 Zuhörern über seine Arbeit im Landtag berichtet. Dank des unmittelbaren Zugangs zu Ministern und Staatssekretären habe er erfolgreich Politik für den Kreis Coesfeld gestalten können, erklärte er und zählte auf: Planungssicherheit für den TOT-Jugendtreff in Olfen, vier Familienzentren im Kreis, Sicherung privater Kindergärten in Lüdinghausen, die Rettung des Nordkirchener Hallenbades oder das Abfräsen der A43 in Dülmen obwohl die Lärm-Grenzwerte nicht erreicht waren.
 
Für 2007 kündigte er die Einstellung weiterer 1300 Lehrer im Land an. 50 Millionen Euro will NRW zudem für die kulturelle Bildung der Kinder bereitstellen. Jedes Kind soll die Möglichkeit haben, ein Musikinstrument zu erlernen. Nachwuchssorgen braucht das Jugendorchester Havixbeck also nicht zu fürchten. Dessen Blechbläserensemble unter der Leitung von Rainer Becker begleitete musikalisch den Neujahrsempfang. 
 
Quelle: Allgemeine Zeitung Coesfeld