Die Bewerbungszeit für den Jugendlandtag fiel mitten in meine Abiturphase, weshalb ich uneins war, ob ich zusätzliche Kräfte in eine Bewerbung stecken sollte. Doch jetzt, nach Abschluss des Jugendlandtags, weiß ich, wie richtig diese Entscheidung gewesen ist.
In diesem Jahr wurden hauptsächlich die Themen „Praxisbezug in der Schule“ und „Auswahlverfahren für Universitäten“ behandelt, aber auch die Willkommenskultur für Flüchtlinge in Deutschland und die Ehe gleichgeschlechtlicher Paare wurde stark debattiert.
Für die große Diskussion im Plenum am Samstag haben sich alle Fraktionen in unterschiedlichen Themen und unterschiedlichen Ausschüssen über zwei Tage intensiv vorbereitet. Besonders beeindruckend für mich war, wie kontrovers in meiner eigenen Fraktion (CDU) über unsere Haltung debattiert wurde, nach außen hin aber jeder die beschlossene Haltung vertreten und verteidigt hat. Auch die Hilfsbereitschaft in der Fraktion war überwältigend. So wurde ich beispielsweise gewählt, um eine Rede vor dem Plenum zu halten und direkt kamen drei Kollegen, die mich gefragt haben, ob sie mir beim Schreiben der Rede helfen sollen. Außerdem konnte ich bei der wenigen Freizeit, die man hatte, fraktionsübergreifend auch über andere politische Themen diskutieren, was mir geholfen hat andere Meinungen kennenzulernen und zu verstehen.
Am Tag des Plenums schließlich war schon am Morgen eine große Anspannung spürbar. In der letzten Fraktionssitzung vor der großen Diskussionsrunde wurden nochmals Formalitäten zur Rede und zum Auftreten besprochen. So sollte beispielsweise jeder Redner seine Rede kopieren und die Stellen markieren, an denen geklatscht werden soll. Diese Kopien wurden dann an diverse Fraktionsmitglieder verteilt, die die gesamte Fraktion zum Applaudieren anheizten.
Im Plenarsaal gab es anschließend extrem scharfe Debatten, wobei es meist nur um einzelne Worte ging, die im Abstimmungstext geändert werden sollten. Bei der Debatte zur gleichgeschlechtlichen Ehe hingegen, gab es eine faszinierende fraktionsübergreifende Einigkeit (1 Gegenstimme, 2 Enthaltungen). Nach kraftraubenden vier Stunden wurde die Sitzung geschlossen. In meiner Fraktion war die Freude über die Beschlüsse groß, da wir trotz klarer Minderheit im Parlament viele Punkte und in der Frage um die Auswahlverfahren für Universitäten beinahe unseren vollständigen Vorschlag durchsetzen konnten. Besonders stolz war ich auch darüber, dass mein Vorschlag zur Finanzierung der neuen Bildungsbeschlüssen es durch alle Instanzen des Jugendparlaments geschafft hat. Dieser beinhaltet, dass in Zukunft die DFL an den Kosten der Polizeieinsätze bei Fußballspielen, insbesondere bei Risikospielen beteiligt werden soll, wie es schon in Bremen der Fall ist.
Die Beschlüsse des Jugendlandtags 2015 werden nun an den richtigen Landtag weitergegeben werden, der sich in der nächsten Zeit damit befassen wird.